Das Mietshäuser Syndikat

Um ein Haus zu kaufen, benötigt es in der Regel sehr viel Eigenkapital. Doch wie ist es möglich, als Gemeinschaft ein Haus zu kaufen, ohne dafür im Lotto gewinnen zu müssen?

Diese Frage stellen sich Menschen bereits in den 80er Jahren und aus der Hausbesetzungsszene heraus entstand eine Idee, welche die Utopie „Häuser denen, die in ihnen wohnen“ möglich macht. Es wurde ein Konzept erarbeitet, welches selbstorganisiertes Wohnen und solidarisches Wirtschaften möglich machte. Und das wichtigste: Es ist offen für alle.

Wer kann Teil vom Mietshäuser Syndikat werden?

Gruppen, die gemeinsam ein Haus kaufen wollen, bekommen durch das Mietshäuser Syndikat die Möglichkeit, sich mit anderen Projekten auszutauschen. Es gibt klare Regeln, die eine Gruppe erfüllen muss, so dürfen nur Häuser gekauft werden, die leer übernommen werden, da keine Kündigung von Mieter*innen durch Eigenbedarfskündigungen gestattet werden. Auch muss die Gruppe einen schlüssigen Finanzplan vorlegen, der auf einem Gutachten des Hauses beruht und alle nötigen Umbau- und Renovierungsmaßnahmen miteinbezieht.

Gemeineigentum

Wird ein Haus mit dem Mietshäuersyndikat gekauft, so wird es auf Dauer der Spekulation des Immobilienmarktes entzogen und bleibt Eigentum der Personen, die in ihm wohnen. Es gehört allerdings niemandem konkret, sondern es ist Eigentum der Hausgemeinschaft und des Mietshäuser Syndikates zusammen. So wird das Haus von Privateigentum (also es gehört einer Person, die durch die Miete des Hauses Profit erwirtschaftet) zu Gemeineigentum.

Miete

Die Personen, die in dem Haus wohnen, zahlen weiterhin Miete. Der Mietpreis wird durch die Höhe des Kredits, die Laufzeit und die Anzahl der Mieter*innen berechnet und kann, einmal festgelegt, nicht mehr erhöht werden. So mag der Mietpreis zu Beginn des Projektes noch „normal hoch“ im Vergleich zu anderen Mieten sein, vielleicht sogar ein bisschen höher. Doch spätestens in ein paar Jahren sind die Mieten im Vergleich zu den anderen Stadtmieten relativ günstig.

Warum mit dem Mietshäusersyndikat?

Das Mietshäuser Syndikat ermöglicht es durch seine Struktur, das Haus davor zu schützen, reprivatisiert zu werden. Wird ein Haus mit dem Mietshäuser Syndikat gekauft, kann es nicht wieder verkauft werden. Es bleibt somit Gemeineigentum, auch wenn die Personen, die das Projekt angestoßen hatten, bereits ausgezogen sind. Menschen, die nach ihnen einziehen, treten an ihren Platz, zahlen die Miete und führen die Struktur weiter.

Gleichzeitig ermöglicht die gemeinsame Organisierung von mittlerweile 159 Hausprojekten im Syndikat den Austausch von Wissen und Erfahrungen. Es gibt Beratungsstrukturen und Expert*innengruppen innerhalb des Syndikats.

Wie funktioniert der Hauskauf?

Möchte eine Gruppe mit dem Mietshäusersyndikat ein Haus kaufen, so gründet sie zuerst einen Verein, den Hausverein. Im Hausverein sind alle Personen Mitglied, die in dem Haus wohnen. Der Hausverein als juristische Person gründet gemeinsam mit der GmbH des Mietshäuser Syndikates eine Haus-GmbH. Im Vertrag dieser GmbH legen die beiden Gesellschafter*innen (der Hausverein und die GmbH des Mietshäuser Syndikates) die gemeinsamen Regelungen fest. Dem Hausverein liegt die Geschäftsführung inne. Auch ist die Selbstverwaltung des Hauses ist vertraglich geregelt und der Hausverein hat ein Vetorecht bei einem Hausverkauf oder einer Satzungsänderung. Vetorecht bei Hausverkauf oder einer Satzungsänderung hat ebenfalls die GmbH des Mietshäuser Syndikates. Dieses Vetorecht ist wichtig, um eine etwaige Reprivatisierung zu verhindern.

Die GmbH nimmt einen Kredit bei der Bank auf und das dafür notwendige Eigenkapital wird durch Direktkredite finanziert. Ausführliche Infos dazu gibt es unter der Rubrik Direktkredite.

Links:

Dokumentation „Das ist unser Haus“ über verschiedene Projekte und eine Erklärung der Struktur des Mietshäuser Syndikates: https://vimeo.com/193034732

Ein weiteres Mietshäuser Syndikats Projekt in Bonn ist das Gut Krausfeld: https://gut-krausfeld.de/

Die Website des Mietshäuser Syndikates: https://www.syndikat.org/de/

Ein Artikel im Spiegel über das Mietshäuser Syndikat: https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/mietshaeuser-syndikat-wie-hausvereine-bezahlbaren-wohnraum-sichern-a-1186974.html

Die Seite der GLS Bank über das Mietshäuser Syndikat: https://www.gls.de/privatkunden/wo-wirkt-mein-geld/wohnen/mietshaeuser-syndikat/